…..begann im September 1990 mit einem russischen Stück:
Die Erpressung von Ljudmilla Rasumowsskaja
Ljudmilla Rasumowskaja, geboren 1948 in Riga, lebt als Schriftstellerin in Leningrad.
Die Erpressung – ihr sechstes Stück, wurde als erstes ihrer Stücke überhaupt aufgeführt und lief zu dieser Zeit an zwei Moskauer Theatern. Von Eldar Rjasanow wurde es verfilmt. In Deutschland gab es 1989 in Köln und in Ost-Berlin Aufführungen.
Bei der Uraufführung 1980 am Jugendtheater Tallinn / Estland erregte der explosive Stoff solches Aufsehen, dass die nachfolgende Inszenierung in Leningrad nur noch zensiert herauskommen konnte. Dann verschwand das bis 1986 ganz von den Spielplänen.
Jelena Sergejewna, eine Mathematiklehrerin mittleren Alters an einem Gymnasium, feiert zuhause allein ihren Geburtstag. Unverhofft klingelt es. Vier Schüler mit Blumen, Sekt und einem teuren Geschenk beladen besuchen ihre Lehrerin, um zum Geburtstag zu gratulieren.
och ein wenig später ist diese unscheinbare Alltagsgeschichte auf dem Weg in eine Tragödie. Am Ende ist die Szene ein Schlachtfeld, es gibt wohl auch eine Tote. Die verordnete Moral hat denen, über die sie als starres Dogma hereinbrach, nur den Weg ins Verbrechen gelassen.
Was ist geschehen? Während die Lehrerin angesichts dieser wohlgeratenen jungen Menschen, die sie mit erzogen hat, erfüllt ist vom Glück über ihren Beruf; während sie im Wärmestrom dieser unerwarteten und ungewohnten Zuwendung langsam zu schmelzen beginnt, kommen die Schüler zur Sache.
Die Lehrerin kümmert sie nämlich einen feuchten Kehrricht. Das Interessanteste an ihr ist der von ihr verwahrte Schlüssel zum Schultresor ohne den die vier nicht an ihre gründlich verhauenen Mathematikarbeiten kommen.
Die wollen sie korrigieren bevor sie am folgenden Tag in die Hände der Prüfungskommission fallen, die mittels des Notendurchschnitts über die Aufnahme der Absolventen an der Universität entscheidet. Für die Schüler, drei Jungen und ein Mädchen, eine ihr weiteres Leben bestimmende Entscheidung. Also wollen sie den Schlüssel. Um jeden Preis.
Erst versuchen sie es mit Schmeichelei, dann Bestechung. Und als die Lehrerin sich auf nichts einlässt, folgen massive Drohungen. Aber Jelena Sergejewna bleibt hart.
Schließlich fallen die Jungen über ihre Mitschülerin Ljalja her, um sie zu vergewaltigen. In der Hoffnung, dass die Lehrerin nicht tatenlos zusehen werde, wenn vor ihren Augen eine Gewalttat verübt wird. Und ihre Rechnung geht auf. Die Schüler bekommen den Schlüssel.
Doch ihren Triumph können sie nicht mehr genießen. Der Preis war zu hoch. Die Gruppe ist zerfallen und einzeln verlassen sie die Wohnung. In ihrem Badezimmer hat sich Jelena Sergejewna wahrscheinlich das Leben genommen.
Der Schlüssel bleibt auf dem Tisch zurück.
Vom Haus der Jugend nach Leningrad
Im Herbst 1990 war auf Einladung des Bezirksamtes das Theater Perekrestok aus Leningrad zu Gast in Zehlendorf. Sie zeigten im Haus der Jugend ein Stück über Leben und Wirken der Edith Piaf. Mit meinen noch vorhandenen Russischkenntnissen aus DDR-Zeiten konnten wir uns einigermaßen verständigen. Sie waren überrascht, dass wir ein russisches Stück in Vorbereitung hatten und dazu noch von der Rasumowskaja, die, wie ich erfuhr, eng mit ihrem Theater verbunden ist. Bei der Abreise dann die Frage: Wollt ihr nicht bei uns ein Stück inszenieren? Klar gern, aber wie soll das gehen? Wir besorgen euch ein staatliches Visum, war die Antwort. Am 9. April 1991 hatten wir, der Bühnenbildner Thomas Runge und ich, die offizielle Einladung.
Nach der letzten Vorstellung am 9. Juni 19191 fuhren wir los. Wir hatten die Antigone von Sophokles vorbereitet und es wartete ein spannender Sommer auf uns. Nicht nur das es eine Inszenierung in einer fremden Sprache war, wir waren auch nach Leningrad gefahren und kamen aus Sankt Petersburg zurück.
mit Gudrun Krienke.
…..begann im September 1990 mit einem russischen Stück:
Die Erpressung von Ljudmilla Rasumowsskaja
Ljudmilla Rasumowskaja, geboren 1948 in Riga, lebt als Schriftstellerin in Leningrad.
Die Erpressung – ihr sechstes Stück, wurde als erstes ihrer Stücke überhaupt aufgeführt und lief zu dieser Zeit an zwei Moskauer Theatern. Von Eldar Rjasanow wurde es verfilmt. In Deutschland gab es 1989 in Köln und in Ost-Berlin Aufführungen.
Bei der Uraufführung 1980 am Jugendtheater Tallinn / Estland erregte der explosive Stoff solches Aufsehen, dass die nachfolgende Inszenierung in Leningrad nur noch zensiert herauskommen konnte. Dann verschwand das bis 1986 ganz von den Spielplänen.
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Jelena Sergejewna, eine Mathematiklehrerin mittleren Alters an einem Gymnasium, feiert zuhause allein ihren Geburtstag. Unverhofft klingelt es. Vier Schüler mit Blumen, Sekt und einem teuren Geschenk beladen besuchen ihre Lehrerin, um zum Geburtstag zu gratulieren.
och ein wenig später ist diese unscheinbare Alltagsgeschichte auf dem Weg in eine Tragödie. Am Ende ist die Szene ein Schlachtfeld, es gibt wohl auch eine Tote. Die verordnete Moral hat denen, über die sie als starres Dogma hereinbrach, nur den Weg ins Verbrechen gelassen.
Was ist geschehen? Während die Lehrerin angesichts dieser wohlgeratenen jungen Menschen, die sie mit erzogen hat, erfüllt ist vom Glück über ihren Beruf; während sie im Wärmestrom dieser unerwarteten und ungewohnten Zuwendung langsam zu schmelzen beginnt, kommen die Schüler zur Sache.
Die Lehrerin kümmert sie nämlich einen feuchten Kehrricht. Das Interessanteste an ihr ist der von ihr verwahrte Schlüssel zum Schultresor ohne den die vier nicht an ihre gründlich verhauenen Mathematikarbeiten kommen.
Die wollen sie korrigieren bevor sie am folgenden Tag in die Hände der Prüfungskommission fallen, die mittels des Notendurchschnitts über die Aufnahme der Absolventen an der Universität entscheidet. Für die Schüler, drei Jungen und ein Mädchen, eine ihr weiteres Leben bestimmende Entscheidung. Also wollen sie den Schlüssel. Um jeden Preis.
Erst versuchen sie es mit Schmeichelei, dann Bestechung. Und als die Lehrerin sich auf nichts einlässt, folgen massive Drohungen. Aber Jelena Sergejewna bleibt hart.
Schließlich fallen die Jungen über ihre Mitschülerin Ljalja her, um sie zu vergewaltigen. In der Hoffnung, dass die Lehrerin nicht tatenlos zusehen werde, wenn vor ihren Augen eine Gewalttat verübt wird. Und ihre Rechnung geht auf. Die Schüler bekommen den Schlüssel.
Doch ihren Triumph können sie nicht mehr genießen. Der Preis war zu hoch. Die Gruppe ist zerfallen und einzeln verlassen sie die Wohnung. In ihrem Badezimmer hat sich Jelena Sergejewna wahrscheinlich das Leben genommen.
Der Schlüssel bleibt auf dem Tisch zurück.
Vom Haus der Jugend nach Leningrad
Im Herbst 1990 war auf Einladung des Bezirksamtes das Theater Perekrestok aus Leningrad zu Gast in Zehlendorf. Sie zeigten im Haus der Jugend ein Stück über Leben und Wirken der Edith Piaf. Mit meinen noch vorhandenen Russischkenntnissen aus DDR-Zeiten konnten wir uns einigermaßen verständigen. Sie waren überrascht, dass wir ein russisches Stück in Vorbereitung hatten und dazu noch von der Rasumowskaja, die, wie ich erfuhr, eng mit ihrem Theater verbunden ist. Bei der Abreise dann die Frage: Wollt ihr nicht bei uns ein Stück inszenieren? Klar gern, aber wie soll das gehen? Wir besorgen euch ein staatliches Visum, war die Antwort. Am 9. April 1991 hatten wir, der Bühnenbildner Thomas Runge und ich, die offizielle Einladung.
Nach der letzten Vorstellung am 9. Juni 19191 fuhren wir los. Wir hatten die Antigone von Sophokles vorbereitet und es wartete ein spannender Sommer auf uns. Nicht nur das es eine Inszenierung in einer fremden Sprache war, wir waren auch nach Leningrad gefahren und kamen aus Sankt Petersburg zurück.